Es war alles am besten!: Die Geschichte meines bewegten Lebens (German Edition) by Drews Jürgen

Es war alles am besten!: Die Geschichte meines bewegten Lebens (German Edition) by Drews Jürgen

Autor:Drews, Jürgen [Drews, Jürgen]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2020-08-16T16:00:00+00:00


Wir mieten Venedig

(Aus dem Album »Schlossallee«, 2010)

M ein gestörtes Verhältnis zu Geld werde ich im nächsten Kapitel schildern, aber ich kann es mir jetzt, mit fünfundsiebzig, leisten, noch einen anderen Tick zu offenbaren. Ich liebe schöne und daher leider meist auch teure Gegenstände, habe aber eine Heidenangst, dass sie kaputtgehen könnten, und nutze sie deshalb eigentlich nie. So habe ich immer schon nach einem Pullover mit einem besonderen Halsausschnitt Ausschau gehalten und den auch tatsächlich eines Tages in einer Boutique erstehen können. Ich habe mich riesig darüber gefreut, auch wenn der Kaufpreis dafür nicht unerheblich war. Und jetzt?

Dieser Pullover liegt seitdem originalverpackt in meinem Schrank. Ich ziehe ihn auf keinen Fall an – aus lauter Angst, dass ich ein so schönes Stück vollkleckern oder kaputt machen könnte. Ich hab ja immer gesagt – der Drews ist manchmal bekloppt!

Oder ein anderes Beispiel, und da kommen wir nun zu Venedig. Vor etlichen Jahren bin ich mit Ramona nach Venedig gefahren, und wir haben uns diese wunderschöne Stadt angesehen.

Dabei hat man uns auch überredet, einen Ausflug auf die Laguneninsel Murano zu machen, von der diese wunderbaren, weltberühmten Glasbläserarbeiten stammen. Auf der Insel wurde ich dann von den Leuten dort erkannt, und man bemühte sich sehr um uns, zeigte uns herrliche Glasarbeiten. Klar, da wollte ich mich erkenntlich zeigen und habe gemeinsam mit Ramona ein Set von wunderschönen feinen Gläsern erworben. War nicht billig, aber das war es uns wert. Und heute? Aus lauter Furcht, dass eins von den Gläsern zerbrechen könnte oder einer der Hunde mit einer ungeschickten Bewegung eins zu Bruch gehen lassen könnte, bleibt es lieber eingepackt an einem sicheren Ort. Verrückt, ich weiß, aber ich hätte sonst keine ruhige Minute.

Ich bin Anfang der Achtzigerjahre, genau wie mein geschätzter Kollege Roland Kaiser, auf einer Tournee durch die damals noch existierende DDR gereist. Vier Wochen, immer große Hallen mit bis zu sechstausend Zuschauern, immer ausverkauft. Das war eine tolle Erfahrung, und heute ärgere ich mich, dass ich das – anders als Roland – nicht öfter wiederholt habe, aber meine Amerika-Pläne standen dem entgegen. Ich war mit meiner eigenen Band unterwegs, die Technikkollegen allerdings waren aus der DDR. Eine super Mannschaft mit erstklassigem Equipment. Die Bezahlung erfolgte in Ost-Mark, aber mit dieser Währung konnte ich in der Bundesrepublik nichts anfangen, weil sie nicht ausgeführt werden durfte. Also war ich auf der Tour sehr beliebt, war spendabel und lud das Team oft zum Essen ein, um das DDR-Geld auszugeben.

Weil die DDR wenig Valuta hatte, wie sie Fremdwährungen wie die westdeutsche D-Mark bezeichneten, wurden wir Künstler manchmal mit Sachleistungen bezahlt. Ich erhielt einmal wunderschönes Meißener Porzellan, sehr edle Teile. Traumhaft gebrannt, bemalt und veredelt – nicht umsonst spricht man von »weißem Gold«. Ratet mal, ob ich das jemals benutzt habe. Nein, ich habe es lieber (wahrscheinlich viel zu billig) verkauft – nicht wegen des Geldes, sondern aus lauter Angst, dass es bei mir zerbrechen könnte.

Übrigens ging es auf dieser Konzertreise auch um das Thema »Überwachung«. Ich wusste genau, dass meine Hotelzimmer verwanzt waren, und habe



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